Stich von Merian
Merian Stich von
                            Oberursel
Alles wird vergehen
Geschichte bleibt bestehen!


Verein für Geschichte

und

Heimatkunde Oberursel (Taunus) e.V.

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Oberurseler Heimatforscher
Saalburgpreis 2008 an Manfred Kopp, Oberursel.

Rede nach der Verleihung des Saalburgpreises 2008



Kopp, Manfred

Manfred
                  Kopp 2008

Zur Person: Manfred Kopp
(geb. am 11.8.1933 in Frankfurt/Main)
Pfarrer, Dozent f. Religionspädagogik

berufliche Tätigkeiten:

1964 Pfarrer (im Gestellungsvertrag) für Religionsunterricht an Berufsbildenden Schulen in Wiesbaden

1969 Landesjugendpfarrer und Leiter des Amtes für Jugendarbeit der Ev. Kirche in Hessen und Nassau.

1980 Dozent für Religionspädagogik an Berufsbildenden Schulen im Studienzentrum der Ev. Kirche in Hessen und Nassau (Kronberg)

1996 (nach der Ruhestandsversetzung) Geschäftsführer der "Orbishöhe gem. GmbH, Pädagogische Hilfen für Kinder und Jugendliche" Zwingenberg

2001 Ende der Berufstätigkeit.

Ehrenamtliche Arbeiten zur Stadtgeschichte von Oberursel

Seit 1962:
Geschichte der Urseler Druckereien (1557 - 1623), Bibliographie und Autopsie sämtlicher nachweisbarer Drucke in historischen Bibliotheksbeständen, so bei Reisen nach Wolfenbüttel, Gotha, München Berlin, Wien, London, Sammlung von Archivmaterial, Sonderforschungen zu den Mess-Zeitungen im 16. Jhdt. Konzept und Einrichtung eines Raumes zur "Reformationszeit und Druckgeschichte" im Vortaunusmuseum. Die Bibliographie weist derzeit 491 Titel auf.

„Nikolaus Henricus und Cornelius Sutor, Bürger und Drucker zu Ursel",
Oberursel, 1964, 111 S.

„Die Druckerei zu Ursel) 1557 - 1623, Versuch eines Portraits" Oberursel " , 1990, 168 S.

Seit 2003:
Ausbildung und Beratung von ehrenamtlichen Stadtführern und Stadtführerinnen in Kooperation mit "Stadttourismus", Konzepte und Themen. Eigene Führungen mit verschiedenen Themen und Gruppen.

Seit 2003:
Vorsitz des "Kuratoriums Vortaunusmuseum e.V.“

Seit 2005:
Projekt:
"Erinnerungsort der Zeitgeschichte - Das Gelände Camp King 1933 - 1993"
Materialsammlung und -bearbeitung in Kooperation mit dem Stadtarchiv, Recherchen im Hess. Hauptstaatsarchiv (Wiesbaden), Institut für Zeitgeschichte München), Stasi-Unterlagen-Behörde und Gedenkstättenkonzepte (Berlin), Zeitzeugen-Gespräche, Führungen öffentlich und für Gruppen, Vorträge, Beratung von Unterrichtsprojekten (z.B. Grundschule am Eichwäldchen), Veröffentlichung im Jahrbuch des HTK.

Dankrede:

Als
ich erfahren habe, daß mir der Saalburgpreis 2008 zugedacht ist, habe ich mir überlegt, welche Qualifikationen eigentlich erforderlich sind, um ein anerkannter, preiswürdiger Geschichtsforscher und Heimatpfleger zu werden, ehrenamtlich neben den beruflichen Beanspruchungen, die viel Zeit und Mühe kosten.

Drei solche Qualifikationen sind mir bis heute wichtig:

Die erste ist die Fähigkeit, Phantasie zu entfalten, sie zu pflegen, ihr bei der Betrachtung des Geschehens im Vordergrund Raum zu geben für den Hintergrund.

Ich war fünf Jahre alt, als ich bei meiner Großmutter auf der Lehne des Sessels saß, und wir gemeinsam auf die belebte Hohemarkstrasse schauten. Und wir sahen in unserer Phantasie den Nachnulien, den Michemichinnes und den Karl Sistemich. Sie fuhren mit dem Fuhrwerk auf das Feld Kartoffel ernten. Sie fuhren mit der „24“ in die Großstadt Frankfurt. Sie haben Vieles und Aufregendes erlebt.

Ich danke meiner Großmutter für diese phantastischen Übungen, die nicht nur Kinder reich machen.

Die zweite Qualifikation ist: Der Neugier nachgeben und sich faszinieren lassen von der Vielfalt eines geschichtlichen Prozesses, einer regionalen Entwicklung, eines Zeitabschnitts.

Ich habe dies erfahren, als ich während meiner Studienzeit durch Zufall auf Urseler Drucke stieß, Bücher aus dem 16. Jahrhundert. Ich besuchte den anerkannten Forscher der Buchdruckgeschichte, Josef Benzing in Mainz. Einen Nachmittag lang fragte ich, er erzählte, und ich hörte fasziniert zu. Ich hatte ein Buch, den Jagdteufel von 1561, mitgebracht, das weder Drucker noch Druckort ausweist. Er nahm das Buch in die Hand, blätterte darin und sagte ohne einen leisen Zweifel: Das ist in Oberursel von Nicolaus Henricus gedruckt! Zum Abschied gab er mir alle seine Notizen zu „Ursel“ mit auf den Weg. „Bleiben sie dran! Machen sie weiter! Viel Erfolg!“ – das war vor 46 Jahren.



Ich danke Josef Benzing für die Teilhabe an einer tiefen, verstehenden Faszination.

Die dritte Qualifikation ist, am konkreten Ort eine wunderbare Gleichzeitigkeit von Vergangenem und Gegenwärtigem herzustellen.

Wir saßen in der Türmerstube oben auf dem Turm von St. Ursula: Eine Gruppe von Vorschulkindern war hinaufgestiegen. Sie wollten nicht nur wissen, wie die Menschen damals vor 5oo Jahren gelebt haben, auch wie sie einen solch hohen Wachturm bauen konnten. Am Modell eines Flaschenzuges zeigte ich, wie man mit geringem Kraftaufwand eine schwere Last bewegen kann. Alle staunten, und der fünfjährige Sebastian fragte mich: „Bist du dabei gewesen?“

Ich danke dem Sebastian, daß er mir klar gezeigt hat, wie weit zurückliegendes Geschehen lebendige Gegenwart werden kann.

Zur Stadtgeschichte von Oberursel im allgemeinen und zur Geschichte der Druckerei im besonderen und zuletzt am „Erinnerungsort Gelände Camp King, 1933-93“ habe ich viel Wissen gesammelt.
Ich will dieses Wissen aber nicht in erster Linie mit Fakten, mit Zahlen, mit Namen von Personen, mit Stoff vorzeigen, will nicht nur Vorträge halten, Aufsätze schreiben, Wege führen:


Meine Ziele sind:
zur Freude an der Phantasie anstiften,
Begeisterung und persönliche Entdeckerfreude wecken,

die spannende Gleichzeitigkeit von Vergangenem und
Gegenwärtigem erleben.
Lust auf Geschichte machen.

Der Hochtaunuskreis, der Kreisausschuß, Sie, Herr Landrat Krebs, erkennen den hohen Stellenwert von Erforschung und Vermittlung heimatbezogener Geschichte an. Ich danke Ihnen für die Auszeichnung mit dem Saalburgpreis 2008. Ich sehe mich als einer von vielen in den Städten und Gemeinden des Kreises, die ehrenamtlich und hauptberuflich dieses historische Lernen fördern.

Ich schließe meinen Dank mit der bekannten Beschreibung von Tradition: „Nicht die Asche wollen wir bewahren, sondern die Glut weitergeben.“



Saalburg, den 17.August 2008
  Manfred Kopp



Weitere Informationen:



Veröffentlichungen
in den Mitteilungen für Geschichte und Heimatkunde Oberursel (Taunus) e.V.














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