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Oberursel Merian
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Dankesrede der Frau Rieber zur
Verleihug des Saalburgpreises am 21.9. 2014


Dankesrede der Frau Rieber zur
Verleihug des Saalburgpreises am 21.9. 2014
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Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
stellvertretend für all diejenigen, die an dem Entscheidungsprozess beteiligt waren, Margret Nebo und mich mit dem Saalburgpreis zu würdigen, möchte ich Ihnen, Herr Landrat Krebs dafür danken, dass Sie uns diese Anerkennung unserer Arbeit zuteilwerden lassen.
Eigentlich werden heute nicht nur  wir beiden geehrt, sondern auch die vielen Menschen, mit denen wir in den letzten Jahren zusammengearbeitet und die auf diese Weise mit dazu beigetragen haben.
Danken möchte ich daher all denjenigen, die mich und uns mit Rat und Tat begleiten, nachfragen, sich mit uns freuen, uns ein positives Feedback geben, wenn Projekte gelungen sind, die helfen, Fehler oder Versäumnisse zu sehen und angemessen mit ihnen umzugehen, denen, die mir ihr Ohr leihen, wenn mich etwas besonders bewegt oder wenn es, was nicht ausbleibt, einmal knirscht, denen, die Rückenstärkung geben.
Danken möchte ich all den Personen und Institutionen, die unsere Arbeit unterstützen,
-    den Archiven, die ich immer wieder mit Anfragen auf Trab halte
-    den Kommunen, wie  die Stadt Oberursel, die beispielsweise Räumlichkeiten zur Verfügung stellen wie für die Ausstellung „Plötzlich und unerwartet fand ich mich ausgeschlossen. Evangelische Christen jüdischer Herkunft im Hochtaunuskreis“, die morgen im Rathaus eröffnet wird
-    mit denen wir immer wieder gemeinsame Projekte planen: die Stadt Bad Homburg, der Hochtaunuskreis, das Dekanat oder die Christuskirche
-    und denjenigen, die sich für die finanzielle Förderung unserer Projekte stark machen


Bedanken möchte ich mich insbesondere bei meinen Mitstreitern in der GCJZ und der Arbeitsgemeinschaft Nie wieder 1933 bzw. der Initiative Opferdenkmal und der Gruppe der Oberurseler Stadtführer, mit denen ich seit 10 Jahre zusammenarbeite. Ebenso danke ich dem Redaktionsteam der Jubiläumsschrift des Gymnasiums Oberursel, mit dem mich monatelange intensive Arbeit verbindet. Ich danke dem Geschichtsverein Oberursel, der Stolperstein-Initiative Königstein, und anderen Personen und Institutionen, mit denen wir zusammenarbeiten.

Ich verstehe die Verleihung des Saalburgpreises an Margret Nebo und mich daher stellvertretend für die vielen Menschen, die unsere Arbeit begleiten, und hoffe, dass sie sich mit ihrem Engagement ebenfalls gewürdigt sehen.
Danken möchte ich auch den Menschen, die von ihren Erinnerungen berichtet haben und die bereit sind, als Zeitzeugen in Schulen zu gehen.
Nicht vergessen möchte ich,  meinen Freunden und der Familie zu danken, deren Geduld ich allzu oft dadurch strapaziere, dass ich zu wenig Zeit für sie habe.



Wenn man sich so intensiv mit der NS-Zeit beschäftigt, wird man immer wieder mit der Frage konfrontiert: Warum machst du das? Was hat dich dazu bewogen?
Durch viele Zufälle bin ich in diese Arbeit hineingewachsen, vor allem durch die Menschen, denen ich dabei begegnet bin, wie die Zeitzeugen der NS-Zeit und ihre Kinder. Seit Anfang der 80er Jahre habe ich mich auf die Erinnerungen früherer jüdischer Nachbarn konzentriert, zunächst in Frankfurt, dann im Oberursel und in anderen Taunusgemeinden. Auch die Menschen, die ich im Rahmen deutsch-israelischer Austauschprogramme, besonders mit unserem Partnerkreis Gilboa, kennengelernt habe, haben mein Interesse geweckt, meine Neugierde angeregt und immer neue Fragen aufgeworfen, denen ich dann bei meinen Forschungen nachgegangen bin.
Doch muss mich das Thema auch schon vorher beschäftigt haben. Ich erinnere mich daran, dass ich, wohl rund um den Auschwitz-Prozess, Filme über die Verfolgung von Juden gesehen habe. Aber da war noch etwas. Ich hatte es vergessen, aber eine frühere Schulkameradin hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ihr habe ich, wahrscheinlich zum 14. oder 15. Geburtstag das Tagebuch der Anne Frank geschenkt, Erscheinungsjahr 1965. Sie hat das Buch heute noch. Das Thema hat uns offensichtlich beiden etwas bedeutet.


Was liegt mir bei der Erinnerungsarbeit besonders am Herzen?
Am Anfang meiner Arbeit stand die Frage im Vordergrund, Jugendlichen das Thema NS-Zeit anschaulich zu vermitteln. Daraus hat sich ein Ansatz entwickelt, der sowohl meine Arbeit in der Schule und mit Schulen als auch die Arbeit in der GCJZ und der AG 33 beeinflusst hat.
Der regionalgeschichtliche Bezug, d.h. die Beschäftigung mit den Orten der Geschichte und mit den Menschen, die dort früher lebten. Die Stadtführungen auf den Spuren jüdischen Lebens in Oberursel oder die Führungen auf dem jüdischen Friedhof finden reges Interesse.
Der biographische Schwerpunkt, die Beschäftigung mit dem Schicksal von Menschen, die verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Die Opfer erhalten auf dieses Weise einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte.  So wird Erinnern und Gedenken möglich.




Die Begegnung und der Dialog, die Gespräche mit den Zeitzeugen der NS-Zeit, zunehmend mit ihren Kindern, wie mit Madeleine Gerrish im vergangenen Jahr. Wer offen miteinander redet und sich austauscht, kann dabei eigene Bilder und Haltungen überprüfen, reflektieren und gegebenenfalls korrigieren.
Der Gegenwartsbezug: Lernen aus der Vergangenheit ist dann möglich, wenn man genau hinschaut, wenn man beispielsweise die Mechanismen von Unterdrückung und Gewaltherrschaft in der Vergangenheit studiert und sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden gibt, sondern mit differenziertem Blick der Vergangenheit nähert.
So verstanden, ist die Beschäftigung mit der Geschichte nicht rückwärtsgewandt. Die Gegenwart bezieht die Vergangenheit mit ein. Sie nimmt das, was in der Vergangenheit geschehen ist und wie es uns noch heute noch beeinflusst, wahr. „Bleib im Kontakt mit uns. Du bist doch unsere einzige Verbindung zu unserer früheren Heimat“, schrieb mir kürzlich Walter Sommers, ein ehemaliger Frankfurter, der heute in den USA lebt. Mich hat diese Äußerung sehr berührt, zeigt sie doch, wie wichtig unser Interesse an der Aufarbeitung der Geschichte für die Überlebenden und ihre Nachkommen ist.
Gelernt habe ich in all den Jahren der Beschäftigung mit dem Thema auch, mit mehr Gelassenheit bei den oft sehr aufgeregten Debatten über die Vergangenheit zu reagieren.
Was bedeutet diese Ehrung für mich, für uns. Sie ist nicht frei von ambivalenten Gefühlen. Man ist herausgehoben, steht im Rampenlicht, fragt sich, ob nicht manch Andere mindestens ebenso, wenn nicht noch eher verdient hätten, geehrt zu werden.
Aber die Freude und Dankbarkeit überwiegt, gibt uns doch eine solche Würdigung die Möglichkeit, die Fragen und Themen, mit denen wir uns beschäftigen, noch weiter in die Öffentlichkeit zu tragen.  Wir sehen sie  als Bestätigung und Anerkennung unserer Arbeit und als Ansporn, im Sinne der Verständigung, der Begegnung  und des Dialogs weiterzuarbeiten.


Bad Homburg, den 21. September 2014



Allgemeine Veröffentlichungen
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