Das Müllerhandwerk - Mühlen im Hessenpark

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Das Müllerhandwerk

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Das Müllerleben ist Gott gegeben,
doch das Schärfen der Mahlsteine bei Nacht,
hat der Teufel erdacht!!!

Das Müllerhandwerk


Mahlen war "Herrenrecht": Der Müller unterstand dem Landesherrn und die Bauern aus der Region konnten ihr Korn nur bei seiner Mühle verarbeiten lassen. Obwohl die Bezahlung genau festgelegt war - z.B. 1/16 des Mahlguts betrug - lebten die Bauern ständig in der Sorge, vom Müller betrogen zu werden und unterstellten ihm oft, Korn und Mehl zu seinen Gunsten abzuwiegen.
Dabei gestaltete sich die Arbeit des Müllers mindestens ebenso anstrengend wie die der Bauern. In der Mühle war es laut und staubig, und gemahlen werden konnte nur bei gleichmäßig starkem Wind. Wegen der oft ungewöhnlichen Arbeitszeiten galt der Müller in der Dorfbevölkerung als zwielichte Gestalt. Der Müller war unvorhersehbaren Geschehnissen und oft auch Gefahren in seiner Mühle ausgesetzt. Wechselnde Windrichtungen und -stärken beeinflußten den Mahlgang, aufkommende Starkwinde brachten die Mühle ins Rotieren bis hin zu kaum noch beherrschbaren Windgeschwindigkeiten, die zum Heißläufer der Getriebe führten.
Es wurde gearbeitet, wenn die Bedingungen es zuließen - Tag und Nacht, auch an Sonn- und Feiertagen. Vom Geschick des Müllers, von seiner Erfahrung und dem Können war das kontinuierliche Klappern der Mühle abhängig. Überall in der Mühle waren die Geräusche der Mahlgänge hörbar und zu spüren: Rütteln, Knarren, Knirschen oder Klopfen. Schon kleinere Veränderungen hörte das geübte Ohr des Müllers. Ging das Korn in der Schütte zur Neige, ertönte eine Glocke, ließ die Qualität des Mehles nach, mussten die Mühlsteine nachgeschärft werden. Ein gutes Mehl erfordert bis zu 7 Mahlgänge - 7 mal wurde das gleiche Mahlgut in Säcken wieder nach oben gebracht werden. Der Müller kam nur selten zur Ruhe.
Über ankommendes Korn und abgeliefertes Mehl und die Kleie wurde genau Buch geführt. Weiterhin gehörte es zu seinen Aufgaben, Reparaturarbeiten an der Mühle vorzunehmen und die schweren Mahlsteine zu schärfen.

Der Müller nahm mit seiner Mühle auch am alltäglichen Dorfleben teil, obwohl er meist etwas außerhalb wohnte. So stellte ein tradionsbewußter Müller bei Hochzeiten im Dorf die Mühlenflügel in die "Freudenschere", bei Todesfällen in die "Trauerschere". Und wenn die Flügel im Kreuz standen, wusste jeder Bauer, dass es kein Mehl mahlen lassen konnte, weil die Mühle repariert wurde.

Nach der Antriebsart wurden früher „Wassermühlen“ von „Windmühlen“ unterschieden. Windmüller gab es in Mitteldeutschland erst seit dem 18. Jahrhundert.

In den Mahlmühlen wurden vom Mahlmüller Mehl und Schrot für die Ernährung hergestellt. In den uneigentlichen Mühlen wurde die Wasserkraft zur Bearbeitung verschiedenartiger Materialien benutzt, wie unter anderem in Papiermühlen, Walkmühlen, Lohmühlen, Hammermühlen und Schneidmühlen. Die entsprechenden Berufsbezeichnungen, die oft auch als Familiennamen fest geworden sind, lauten Hammermüller, Bretschneider, Oelschläger usw.

Erbmüller saßen als Eigentumsmüller auf einer Mahlmühle bzw. einem Mühlengut. Diese Müller waren, in dörflichen Maßstäben gemessen, schon im 17. Jahrhundert oft ausgesprochen wohlhabend. Da die Mühlen (oft auch mit einem Schneidegang zusätzlich ausgestattet) fast ausschließlich vom Vater auf einen Sohn vererbt wurden, sind bei Erbmüllern Besitzerfolgen in einer Familie über mehrere Jahrhunderte hinweg möglich.

Pachtmüller hingegen waren nur als Pächter auf einer Mühle. Eigentümer dieser Mühle war direkt der Grundherr oder ein Mühlenbesitzer. Gehörte die Mühle einem kurfürstlichen Amt, sprach man vom „Amtsmüller“; einem Adligen, dann z. B. vom „Wolffersdorfischen Müller“; war der Grundherr eine Stadt, dann war deren Pachtmüller der „Ratsmüller“ oder „Stadtmüller“. Die zum Teil in den Archiven überlieferten Pachtverträge wurden nur für wenige Jahre abgeschlossen, und dann entweder erneuert oder die Mühle erhielt derjenige Bewerber, der bereit war, den höchsten Pachtzins zu zahlen. Aus diesem Grunde war es den Pachtmüllern nicht leicht, ein ausreichend großes Vermögen zusammenzubekommen, um selbst Eigentümer einer Mühle zu werden.

Ein Schneidmüller (auch Brettmüller, Holzmüller oder Brettschneider genannt) war Müller auf einer Wassermühle, deren Antriebsenergie zur Holzverarbeitung verwendet wurde. Typisch für viele Schneidmüller war die Berufsbezeichnung „Müller und Zimmermann“, mit ausgeprägten Heiratsbeziehungen zu den Zimmerleuten und anderen Handwerkern. Im Gebirge war eine Sägemühle für die Bauern oft nur Nebenerwerb im Winter, und die bescheidene wirtschaftliche Situation dieser „Müller“ war nicht mit der von Mahlmüllern und Erbmüllern im Flach- und Hügelland vergleichbar.

Gab es in einem Dorf mehrere Mühlen, so sprach man dann oft vom Obermüller, Mittelmüller oder Untermüller oder verwendete besondere Namen wie „Lerchenmüller“, „Kornmüller“ usw. Manchmal gaben Mühle und Müllersfamilien sich sogar gegenseitig den Namen, z. B. „Ahnertsmühle“ für eine Mühle, die jahrhundertelang von einer Müllersfamilie Ahnert bewirtschaftet worden ist; „Steinmüller“ als Familiennamen für eine Familie, die jahrhundertelang die „Steinmühle“ bewirtschaftet hatte.

Große Mühlen waren wie große Bauerngüter geradezu ein Sinnbild des relativen ländlichen Wohlstands. In den meisten Fällen übernahm ein Müller einen Betrieb als Eigentumsmüller bzw. als Erbmüller erst nach mehrjähriger Ausbildung, die er teils in fremden Mühlen der näheren Umgebung (bis zu 50 km entfernt, meist jedoch näher), teils in der väterlichen Mühle ableistete. Hatte aber ein Müllerssohn weder Aussicht auf die väterliche noch eine vom Vater gekaufte Mühle, so musste er sich selbst umtun, wollte er nicht für immer Mühlknecht bleiben. Die Stellung eines Pachtmüllers war im Vergleich zum Mühlknecht die nächsthöhere Stufe. Verfügte der junge Müller über ein gewisses Kapital, sei es aus einer Erbteilung, aus der Mitgift seiner Ehefrau oder aus eigenen Ersparnissen, so konnte er versuchen, selbst eine Mühle zu kaufen. Allerdings dauerte diese Suche oft jahrelang.

Da die Müllersfamilien mehr Kinder großzogen, als es Mühlen gab, musste ein Teil der Nachkommen in andere Berufe abwandern. So haben landschaftlich bedeutsam Müllersfamilien im selben Gebiet stets auch Namensvettern in anderen Berufen. Will man den Stammbaum einer Müllerfamilie klären, so kann dabei eine Hilfe sein, dass Müller beliebte Paten waren, so dass man den eventuell fehlenden Vornamen der Ehefrau in den Pateneintragungen finden kann. Mit Hilfe dieser Pateneintragungen im Kirchenbuch lässt sich oft der Zeitraum für die Anwesenheit einer bestimmten Müllersfamilie in einer Gemeinde genau eingrenzen.

Saßen mehrere Müller am gleichen Wasserlauf, so hatte herkömmlich derjenige Müller, der höher hinauf saß (Oberwasser hatte), das Recht, sein Mühlenwehr ungeachtet der tiefer ansässigen Müller nach Belieben zu öffnen oder zu schließen. Da es wegen des Wassers und der Wehre aber oft zu Rechtsstreitigkeiten der Müller untereinander oder mit der Obrigkeit kam, sind die Gerichtsbücher bzw. Gerichtsakten eine ergiebige Quelle über Müller.

Quelle: Hessenpark & Wikipedia -  http://www.hessenpark.de/index.php?id=mueller11 und  https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCller


 
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