Brunnen
-Fastnachtsbrunnen-

Zu dem Brunnen am südlichen Ende der Wiederholtstrasse stehen Informationen in www.oberurseler-brunnen.de,
erstellt von Arnulf Henrich

Hier soll die Geschichte zitiert werden, die für den gestaltenden Künstler Georg Hieronymi Ausgangspunkt war.


Fassnacht Brunnen 1 Fassnachtbrunnen 2

Der Lokalhistoriker Ferdinand Neuroth hat in seiner „Geschichte der Stadt Oberursel“, 1905 fertiggestellt, auf Archivalien zurückgegriffen, die heute nicht mehr nachweisbar sind. Er schreibt (S. 114 f):

Unter den vielfach merkwürdigen und sonderbaren Sitten und Gebräuchen unserer Vorfahren ist die Einrichtung des Amtes eines städtischen bösen Weibermeisters sicherlich einer  der allertollsten und zeugt von dem derben Humor der Alt-Oberurseler. Wie und wann dieser Brauch aufkam, ist nicht nachweisbar. Es verhielt sich aber damit folgendermaßen:


Wenn eine Ehefrau ihren Herrn und Gemahl im Laufe des Jahres mit Prügeln traktierte oder ihn im Faustkampfe überwand, so musste der schmählich also Besiegte auf künftigen Fastnachtsdienstag oder Aschermittwoch einen aufgezäunten Esel, auf welchem seine Frau  saß, an der Halfter durch die Stadt führen. Hatte sich die Frau beim Kampfe einer Waffe bedient, etwa eines Kochlöffels, Kehrbesens oder Schürhakens, so wurde ihr eine eiserne Schandmaske, deren Nase in einem fußlangen, nach vorn und oben gekrümmten Haken auslief, aufgesetzt und die Waffe daran gehängt. Dem Esel voran zog ein Trupp jüngerer Bürger mit einer an einer langen Stange befestigten weißen Fahne. Ein Lokalpoet machte ulkige Spottverse oder hielt launige Reden über den schuldigen Gehorsam der Weiber ihren Männern gegenüber.

Nun entbrannte ein heiterer Kampf. Die Weiber suchten durch List oder  und Kühnheit den Männern die Fahne wegzukapern. Gelang ihnen dieses, dann hatten sie im kommenden Jahre das Recht, ihre Männer ungestraft prügeln und zur nächsten Fastnacht die Fahne im Triumph durch die Strassen tragen zu dürfen.
Ihre Eheherren waren dabei allen möglichen Neckereien ausgesetzt. Indess waren die Männer sehr darauf bedacht, die Fahne sich nicht wegnehmen zu lassen, und die Furcht vor dem Eselsritt spornte hinwieder die Frauen an, sich derselben zu bemächtigen.
Hatte sich nun eine Frau tätlich gegen ihren Ehegespons auf irgendeine hinterlistige Weise vergangen, so daß derselbe überrumpelt war und sich nicht wehren konnte, dann trat an die Stelle des gekränkten Mannes der „böse Weibermeister“ und führte den Esel, auf welchem die Frau – rittlings zwar, aber verkehrt: statt des Zaumes den Schwanz in der Hand – saß, was dem Schauspiel naturgemäß noch höheren Reiz verlieh. Der Zug ging nach der Wohnung des Geprügelten, wo ihm von flinken Bubenhänden die Dachschauben abgedeckt wurden.



Dieses alte Herkommen war so tief eingewurzelt, das selbst das 30jährige Kriegselend nicht vermochte, es gänzlich auszurotten. In den meisten Kriegsjahren verzeichnen die Rechnungen die Gehaltszahlung von 10 Albus an den bösen Weibermeister weiter. Der Brauch erhielt sich bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Stadtrechnung vom Jahre 1703 meldet bei dem Ausgabetitel „böser Weibermeister“: „Wegen des bösen Weibermeisters ist der Mißbrauch abgestellt und fallet dieser Posten aus.“
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